Friday, September 7, 2007

Zur Abwechslung mal etwas Kultur...

Ich beschreibe im folgenden drei maltesische Traditionen, wobei eine davon frei erfunden ist. Viel Spass beim Knobeln..

Wie auch anderswo fährt auf Malta niemand gern zur Hölle hinab. Um den Teufel in die Irre zu führen, besitzen deshalb viele Kirchen zwei Uhren: eine echte, die richtig funktioniert, und eine, deren Zifferblatt nur aufgemalt ist. Folgt man dem Volksglauben, dann lässt sich der Teufel durch zwei verschiedene Zeitangaben täuschen und vergisst so jene armen Seelen, die er auf ewig in sein infernalisches Reich heimzuholen hofft.

Zur Abwehr böser Meeresgeister haben sich die Malteser etwas Besonderes ausgedacht: Über den Eingängen einiger Fischerhäuser hängen auch heute noch kreuzförmige Gestelle: scherangú. Es handelt sich um die Oberkiefer von Schwertfischen, die mit getrockneten Rosmarinzweigen über Kreuz zusammengebunden sind. Lange Zeit, heißt es, durften die Schwertfische nur mit versilberten Angelhaken gefischt werden. Die Tatsache, dass heutzutage in den Souvenirläden La Vallettas scherangú-Kreuze als billige Kunststoffimitate zu haben sind, zeigt, dass dieses Bannungsritual inzwischen ins Folkloristische hinüber changiert. Die scherangú kamen erst nach Ankunft der Johanniter mit ihrem berühmten Maltesterkreuz auf – sie stellen folglich einen Synkretismus aus katholischer Kreuzsymbolik und animistischem Geisterkult dar.

Um in die Zukunft zu schauen, hat sich auf Malta lange Zeit ein unterhaltsamer Brauch gehalten, der jedoch im Verschwinden begriffen ist: quecija. Dazu versammeln sich am ersten Geburtstag eines Kindes alle Familienmitglieder. Nehmen wir an, es ist ein Junge, dann wird ihm feierlich ein Tablett überreicht, auf dem verschiedene Gegenstände liegen: etwa ein Stift, ein Rosenkranz, ein Fingerhut, ein Ei und etwas Geld. Je nachdem nun, welchen Gegenstand der Kleine ergreift, zeigt sich sein künftiger Beruf: Beamter, Priester, Schneider, Bauer, Geschäftsmann. Leider fehlt in einer modernen Variante von quecija noch ein Mikrochip auf den Tabletts, damit auch ein künftiger Computerexperte der gespannten Familie seine Berufung offenbaren könnte.

Welche Tradition stimmt denn nun nicht??

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